Eine schöne gedeckte Weihnachtstafel… du hast den Tisch mit viel Liebe zum Detail dekoriert, die besten Teller aus dem Keller geholt, wunderschöne Kerzen aufgestellt, Servietten gebügelt und gefaltet und alles mit Namenskarten ausgestattet. Die Familie ist schon da, das Essen soll gleich auf den Tisch gebracht werden. Es könnte ein wunderschöner Abend sein…. wäre da nicht…

Weihnachtstafel

1. Das Kleinkind schreit weil es nicht im Stuhl sitzen will

Einfach reinsetzen und Ruhe. Das wäre viiiiiiiel zu einfach 😉 . Kleine Kinder sind oftmals viel Reizempfindlicher als Erwachsene. Du wirst selbst schon einmal gemerkt haben, wie dein Baby oder dein Kleinkind nach einem Tag im Schwimmbad oder nach dem ersten Kindergartentag oder ähnlichen Dingen zu Hause „rebelliert“ hat. Sie hören nicht zu, machen auf einmal nichts mehr so wie sonst, die Routinen klappen nicht und auch das einschlafen wird zum Kampf obwohl das Kind doch so müde sein müsste. Ganz grob gesehen hat es einen logischen Zusammenhang. Erlebnisse wie ein Weihnachtsessen mit vielen Menschen, das ist etwas ganz Neues. Es ist spannend, es ist angsteinflößend, es ist nicht der gewohnte Alltag. Dies bringt viel Unsicherheit und viele Gefühle mit für Kinder. Kleinkinder können sich noch nicht ausdrücken in dem Alter und verarbeiten diese Reize anders. Sie können dann nicht mehr mit uns kooperieren und auch nicht ihren gewohnten Ritualen folgen. Deshalb auch nicht „wie immer“ in ihrem Stuhl sitzen und in Ruhe etwas essen bzw. snacken. Zusätzlich sind wir meistens in solchen Situationen auch angespannt, was sich ohne Punkt und Komma direkt aufs Kind überträgt. Sie spüren unbewusst, dass wir ebenfalls unsicher und gestresst sind und spiegeln diese Gefühle.

Mein Tipp: Erstmal Ruhe bewahren. Wie wäre es, wenn das Kind heute an solch einem großen Tag einfach mal mit auf den Schoß darf? Vielleicht will dein Kind auch in dem Moment vor lauter spannender Dinge gar nicht essen sondern lieber spielen? Und hat auch gar keinen Hunger? Versuche die Situation entspannt anzugehen und nichts krampfhaft durchzusetzen. Gerade beim Thema Essen sind wir alle sehr sensibel.

Denn, stell dir mal vor: Dein Mann/Freund/Freundin/Frau nimmt dich auf ein Fest mit seinen Kollegen mit. Du kennst dort niemanden. Aber alle kommen sofort auf dich zu „och, du bist aber hübsch. Och wie süß bist du denn! Du musst aber lieb sein, dass du so einen tollen Partner/in hast“! Danach zwingt dich dein Partner/in auf einen Stuhl am Essenstisch und sagt noch was für tolle Manieren du beim Essen hast. Alle Augen starren dich an…

Und wie fühlst du dich? 😉

Kind im Stuhl

2. Dein Kind wirft mit Essen um sich

Und schon sind wir fast beim nächsten Punkt!

Alles ist spannend an solch einem Weihnachtstag. Geschenke, Familie, die Lautstärke ist oft hoch, viele Menschen, großes Essen… Wie oben beschrieben trifft auch hier klassisch die Überforderung oder die Unlust zum Essen zu. Kleinkinder werfen ihr Essen gerne herunter/weg, wenn sie satt sind oder nicht essen wollen. Spielen ist in solch einer Situation eine Beruhigung und Stressminderung. Also wird das eben gemacht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Rücksicht auf die entsetzten Blicke der Familie zur Mama…

Mein Tipp: Auch hier wieder – Ruhe bewahren und das Kind anstatt mit Essen mit etwas anderem beschäftigen. Wie wäre es, wenn er/sie etwas malen kann während alle anderen essen?

Kind im Hochstuhl

3. Das Essen wird nicht angerührt, nur gespielt oder gesagt „Mag ich nicht“.

Du hast dir viel Mühe gegeben ein außergewöhnliches Essen zu zaubern. Mehrere Stunden Vorbereitung hast du in Kauf genommen. Das Gemüse ist extra zart und würzig, der Nussbraten mit wundervollen Blätterteigverziehrungen und die Soße bis auf das kleinste Körnchen passiert. Und doch kommt es wie es kommen muss – das Kind rührt nicht einen Bissen an und sagt im schlimmsten Fall „Das mag ich nicht essen“.

Kinder sind wie wir wissen Gewohnheitstiere und ganz speziell auf Routinen und Bekanntes fokussiert. Allein durch die Gene und das kindliche „Schutzprogramm“, dass Unbekanntes gefährlich sein kann, hindern Kinder oft daran, Neues auszuprobieren. Beim Essen ist das ganz klassisch und sehr sehr oft der Fall. Typisch sind auch Kinder die NUR nackte Nudeln essen oder Brot ohne Belag. Dieses Phänomen nennt man Neophobie.

Gepaart mit den anderen Dingen aus den oberen beiden Punkten kommt hier noch der Aspekt des „anderen Essens“ hinzu. Es gibt „fremde“ Lebensmittel oder auch einfach fremd zubereitete Gerichte. Sie sehen anders aus, sie riechen anders und die gesamte äußerliche Situation ist anders. Ein Großteil der Kinder ist damit ganz natürlich überfordert.

Mein Tipp: Wie immer – erstmal entspannt bleiben. In solchen Momenten hilft es, wenn du deinem Kind ein vertrautes Nahrungsmittel auf den Teller mitgibst.

Mag er/sie zum Beispiel gerne Kartoffeln ohne alles? Dann reiche zu den anderen tollen Speisen ein paar Blanko-Kartoffeln. Oder mag er/sie besonders gerne rohe Paprika? Dann ab damit zusätzlich auf den Teller. Wichtig : Gut erkennbar auf den Teller. Dieses „Altbekannte“ gibt deinem Kind eine kleine Sicherheit und kann einen Anreiz zum Probieren für anderes Geben. Wenn dies nicht der Fall ist – morgen ist auch noch ein Tag 🙂

Kind wütend

4. Dein Kind bekommt einen Wutanfall oder ist absolut aufgedreht am Tisch/während der Feier

Das kann natürlich sehr sehr viele Gründe haben. Neben den eben schon erwähnten Punkten wie Überreizung und Überforderung gibt es aber noch einen Punkt zu beachten. In unserer Gesellschaft sind Süßigkeiten/Schokolade bzw. generell Zucker als Belohnung/Geste angesehen. Wir schenken den Kindern an Weihnachten gerne, oft und sehr viele Süßigkeiten. Wie ich schon im Artikel zum Thema Zucker für Kinder erklärt habe, haben Kinder keine Selbstregulation was Zucker betrifft. Die Tante Sigrid „meint es ja nur gut“ und steckt dem Kind einen Schokoweihnachtsmann zu. Dein Kind isst ihn, komplett. Er ist ja auch wirklich lecker und so süß… doch was dann? Wenn es auch noch unbemerkt vor dem Essen passiert ist?

Mein Tipp: Sollte dein Kind Süßigkeiten bekommen, dann achte darauf sie nicht auf ein Podest zu etwas Besonderem anzuheben, sondern reiche sie zum großen Weihnachtsessen. Diese , wie ich sie gerne nenne, Zucker-Tantrums , fallen heftiger aus, wenn nichts anderes gegessen wird. EinbEssen mit guten Proteinen und gesunden Fetten puffert den rasanten Zucker-Aufdreher etwas ab.

Kind im Kuchen

5. Mein Kind ist unruhig am Tisch und macht Ärger

Auch hier gilt WIEDER – ja ich wiederhole mich 😉 – der gleiche Ansatz wie bei den anderen Punkten. Kinder brauchen viel Sicherheit und innerliche Routinen. Vielleicht treffen sogar alle Punkte oben zu und du bist schon sehr verärgert oder gestresst. Vielleicht hat aber auch alles super geklappt, dein Kind hat etwas gegessen und ihr seid noch genüsslich am Essen. Doch dann fängt er/sie an Blödsinn zu machen.

Mein Tipp: Schenke gerade jetzt deinem Kind Zeit. Zeit, Ruhe, Gelassenheit und jede Menge Sicherheit. Zeige, dass du verstehst was gerade innerlich passiert. Erkläre es deinem Kind. Wie wäre es, wenn du ihm/ihr ein schönes Spiel gibst für die Zeit? Oder, je nach Alter, eine Aufgabe wie die Hilfe beim Geschirr abräumen später? Oder oder oder…

Wir sind oft darauf aus, dass an Weihnachten alles perfekt läuft. Wir wollen das perfekte Essen, die perfekte Weihnachtstafel und den perfekten Tag. Es soll ja für die Familie schließlich schön sein. Und doch läuft es dann ganz anders und die Kinder sind unzufrieden. Das kann ganz schön frustrierend sein.

Deshalb ist es wichtig zu hinterfragen – was sind deine Vorstellungen von diesem Tag und dem Essen? Warum wünscht du es dir so?

Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Kinder können ihre Bedürfnisse meistens nicht oder nur kurze Zeit zurück stellen. Wir Erwachsenen haben gelernt unsere Bedürfnisse länger zurückzustellen. Also können wir einen Kompromiss finden und den Tag/Abend für alle schön gestalten. Wir können auf unsere Kinder eingehen und uns damit den Stress nehmen.

Ich wünsche dir jetzt schon ein schönes Weihnachtsessen 🙂

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Weihnachtsessen und deinen Kindern?

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