Stoffwindeleinlagen – Wann nehme ich welche Einlage und welches Material?

Bambusviskose, Hanf, Baumwollhanf, Bambuskohlefaser, Mull, Baumwolle, Microfaser… puh…  Als ich mich damals in der Schwangerschaft mit dem Thema Stoffwindeln befasst habe, kam mir das alles vor wie ein riesiger Berg an Möglichkeiten die ich nie verstehen werde. Durch Ausprobieren und jede Menge lesen hab ich mich irgendwann zurecht gefunden. Nun möchte ich dir meine Erfahrungen mit den verschiedenen Stoffwindleinlagen zeigen.

Bambuskohle

Bambuseinlage

Ganz oft habe ich von Bambuskohle gehört und gelesen. Wie toll das sei, wie saugstark… 4 Lagen hat die Einlage auf diesem Bild.

Vorteil ist ganz klar der Trocken-Effekt für den Popo des Babys. Die oberste Schicht ist nicht saugfähig und leitet Nässe direkt an die darunter liegenden Schichten weiter (Mircofaser auf der obersten Schicht).

In der Anfangszeit hat die Saugkraft noch vollkommen ausgereicht. Aber schon nach wenigen Wochen war dies nicht mehr genug. Aus meiner Erfahrung saugt dieses Material nicht besonders gut bzw. diese Einlagen. Aus ökologisscher Sicht ist Bambuskohle nicht unbedingt die nachhaltigste Variante für Stoffwindeln, aber besser als WWW sind sie natürlich trotzdem.

Bambusfrottee

Bambusfrottee Einlage

Eine meiner liebsten und am häufigsten genutzten Einlagen sind aus Bambusfrottee.

Sie saugen wunderbar viel auf, haben eine hochflorige Oberfläche ( wunderbar für Muttermilchstuhl bei ganz kleinen Babys) und sind kuschelweich. Man hat dabei keinen Trockeneffekt am Popo. Dafür saugen sie aber schnell eine große Menge und können auch bei Schwallpieslern sehr gut verwendet werden.

Diese Einlage hat 3 Lagen und ist ohne Snaps zum einlegen in Überhosen geeignet. Sie machen einen ganz schlanken Windelpopo.

Hier eine selbstgenähte Einlage in Kombination aus Velour (Trockenschicht), Baumwollhanf (innen) und Bambusfrottee.

Einlage aus Bambusfrottee und Hanf

Hanfeinlagen

Mein absoluter Favorit in Sachen Stoffwindeln und Einlagen : Hanf bzw. Hanfbaumwolle aus kbA .

Hanf ist nicht nur aus nachhaltiger und ökologischer Sicht ein toller Rohstoff sondern auch für Stoffwindeln wunderbar geeignet. Er hat ein riesiges Saugvolumen und gibt auch auf Druck keine Flüssigkeit ab. Unser Lebensretter.

Hier siehst du zwei verschiedene Hanfeinlagen. Einmal in normaler Größe mit 4 Lagen Hanf. Und einmal eine lange Einlage zum Falten und einknöpfen mit Snap-Verschluss.

Hanfbaumwolle hält auch ab und zu eine Kochwäsche und Trocknergänge aus. Es trocknet sehr schnell.

Da wir hier einen Schwall- und Vielpiesler haben, war das wirklich unsere Rettung. Andere Stoffe geben auf Druck die Flüssigkeit wieder ab. Dadurch saugen sich viele Einlagen nur im vorderen Bereich voll und geben dann beim Sitzen das Pipi durch den Druck an die Windel ab, diese wird dadurch natürlich undicht bzw. nass. Bei Hanf verteilt es sich und wird nicht durch den Druck abgegeben. So hatten wir keine nassen Beinbündchen mehr 🙂 .

Es gibt von einigen Marken auch Höschenwindeln (vor allem Nachtwindeln) komplett aus Hanfstoffen. Diese benutzen wir immer nachts und hatten trotz so manchem Trocknergang noch keinerlei Saugverluste.

Für ganz kleine Babys ist der Stoff nicht geeignet. Die Oberfläche hält Milchstuhl nicht zuverlässig auf, sodass die Windeln auslaufen/überlaufen.

Mulltücher/Spucktücher/ Waschlappen und zweckentfremdete Kleidungsstücke

Kommen wir zu einem meiner weiteren Favoriten. Mulltücher oder auch Spucktücher.

Mulltücher können wunderbar als Einlagen verwendet werden. Nicht nur wie auf dem Bild einfach zusammengefaltet. Es gibt jede Menge verschiedener Falttechniken, durch die man das Mulltuch peerfekt an das eigene Baby anpassen kann. Beispiel : Dreieck mit Steg oder Drache.  (Auf Youtube finden sich jede Menge Beispiel-Videos dazu).

Wichtig dabei ist die Verarbeitung des Stoffes. Doppelt gewebte Mulltücher saugen deutlich mehr auf als einfach gewebt. Wir benutzen am liebsten die dicken Mulltücher von XKKO (ACHTUNG WERBUNG). Sie saugen richtig viel auf, halten jeder Kochwäsche stand und lassen sich auch im Trocknet wunderbar trocknen.

Für ganz kleine Babys sind Mulltücher um den Popo gewickelt eine super Variante. Aber auch Waschlappen (die günstigen 10er Packs vom großen schwedischen Möbelhaus) eignen sich da hervorragend. Sie sind hochflorig, klein und saugen gerade so das Pipi eines kleinen Babys auf. Durch das Material fangen sie auch den Milchstuhl wunderbar auf.

Übrigens – Milchstuhl ist wasserlöslich und kann deshalb direkt in der Waschmaschine rausgewaschen werden.

Aus der Not heraus gab es auch schon Situationen (Wickeltasche vergessen dank Stilldemenz -.- ), in denen wir sehr erfinderisch sein mussten.

Da haben es als Einlage auch mal die ausgedienten Baumwollsocken des Opas getan. Theroetisch würden auch zusammengefaltete alte T-Shirts funktionieren…

Selbergenäht aus alten Handtüchern ist auch eine wunderbare Upcycling-Idee zum Geld sparen. Einfach zuschneiden und 2-3 Lagen einmal mit der Overlock-Maschine oder einem Fake-Overlock-Stich rundherum versäubern – fertig.

Hier sieht man deutlich den Unterschied der Windeldicke bei verschiedenen Einlagen. Links eine Windel mit einer Hanfeinlage und einer Veloureinlage( zum Nässeschutz). Rechts eine Windel mit einem gefalteten Mulltuch. Das Mulltuch macht einen viel dickeren Windelpo als die Einlage.

Grundsätzliche Basistipps

Alle Saugmaterialien haben ihre volle Saugkraft erst nach der 5-6 Wäsche. Man kann sie auch vor dem ersten Tragen mehrmals einwaschen.

Das Trocknen im Trockner erhöht z.B. bei Mulltüchern die Saugkraft leicht, lässt aber alle Materialien auf Dauer dünner werden. Bei jedem Trocknergang verlieren die Stoffe Fasern und können irgendwann nicht mehr so viel saugen wie am Anfang. Besser ist es sie auf der Leine zu trocknen. Bei Sonneneinstrahlung verschwinden auch dunkle Schatten auf den Einlagen wie durch Zauberhand 😉

Babys mit Milchstuhl benötigen kein Windelvlies sondern hochflorige Einlagen. Milchstuhl ist wasserlöslich und wäscht sich in der Waschmaschine ganz einfach raus.

Man kann bei allen Einlagen eine Fleece-Einlage oben auflegen als Nässeschutz. Sie saugen nicht und leiten die Nässe direkt nach unten weiter. Aber Achtung – Fleece verseift schnell. Dadurch perlt Flüssigkeit ab und die Windeln werden „undicht“.

Für Schwall-oder Vielpiesler eignen sich alle Materialien, die nicht sofort auf Druck Flüssigkeit wieder abgeben. Beispielsweise Hanf. Pipi wird auf die gesamte Einlage verteilt und drückt sich nicht einfach nach vorne/oben raus.

Ansonsten gilt – ausprobieren lohnt sich. Jedes Baby ist anders gebaut und benötigt angepasste Einlagen. Bevor du dir also auf Empfehlung 20 der gleichen Einlagen kaufst, probiere erst einmal die grundsätzlichen Basiseinlagen und entscheide was zu dir und deinem Baby passt.

Es gibt selbstverständlich noch weitere Stoffe, die als Einlagen verwendet werden, z.B. Zorb, Baumwolle o.ä.Darauf gehe ich in einem gesonderten Artikel zum Thema Stoffwindeln selber nähen noch einmal ein.

Ansonsten findest du hier alle weiteren Artikel zu Stoffwindeln

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