Erst backen wir Kekse und dann geht es um das Thema Süßigkeiten in meine Adventskalender. Ein Widerspruch oder? Aber ja, ein wichtiges Thema. Denn immer wieder kommen die gleichen Fragen oder Diskussionen in Mama-Gruppen auf.
- Darf mein Kind Süßigkeiten?
- Wieviel darf es?
- Muss ich alles verbieten?
- Ab wann darf es das?
- Mein Kind isst NUR Süßes und kein gesundes Essen
- Es gibt immer wieder Streit wegen Süßigkeiten.
Deshalbt möchte ich heute auf genau diese Punkte eingehen und dir ein paar Tipps mit an die Hand geben, wie du Weihnachten ohne ständige Wutanfälle wegen Schokolade vermeiden kannst!
Darf mein Kind/Kleinkind Süßigkeiten?
Eine ganz einfache Antwort : Das was du für richtig hältst, das ist es auch! Wenn du deinem Kind gerne Süßigkeiten geben möchtest, dann tue es, aber bewusst!
Kinder, vor allem Kleinkinder können die heutzutage stark verarbeiteten Lebensmittel nicht mit ihrer körpereigenen intuitiven Ernährung kompensieren. Der Körper ist von Natur aus darauf programmiert : „Süßes ist nicht giftig, Süßes hat viel Energie, viele Nährstoffe und bringt mir Vorräte für den Winter“ . Gerade bei Kindern, die intuitiv entscheiden, was sie zu sich nehmen um „zu überleben“ ist es stark ausgeprägt. Neues wird verschmäht, Bekanntes wird immer wieder gegessen und sobald es süß ist, wird alles andere nicht angerührt. Das ist oftmals ein typisches Verhalten, was uns Eltern viele Sorgen und schlaflose Nächte bereitet.
Der heutige Industriezucker hat eine enorme Süßkraft. Solch eine Süße gibt es in der reinen Natur nicht. Dabei schmeckt er pur süß und hat keinerlei Nährstoffe. Er kann Diabetes verursachen und Adipositas begünstigen. Doch unser inneres Programm sagt uns “ Süß, super!!!! Das ist gut für uns! “ . Denn je süßer, desto reifer und mehr Nährstoffe und Energie. In diesem Falle ist es aber eine „Falle“. Denn es gibt uns nur leere Energie, sonst nichts. Auch benötigen wir heute keine Wintervorräte mehr. Kinder würden aber unter Umständen nicht mehr aufhören solche Dinge zu Essen. Wir sollten uns also im Klaren darüber sein, woher die Anziehungskraft des Zuckers stammt.
Wieviele Süßigkeiten darf mein Kind und muss ich es dann verbieten?
Wenn wir uns die oberen Punkte nochmal anschauen wird schon klar, dass wir industriell verarbeitete Süßigkeiten/Zucker nur in geringen Maßen zu uns nehmen sollten (wenn überhaupt). Wir sollten die Menge im Blick haben. Dennoch ist es nicht förderlich, wenn wir Süßes verteufeln und sofort nach einem winzigen Stück der geliebten Schokolade alles andere verbieten. Denn das führt – genau – zu noch mehr wollen. Wer von uns kennt es nicht? Wir wollen einfach mal „etwas gesünder“ essen und auf die liebste Schokolade verzichten. Doch dann denken wir immer wieder daran. Solange, bis wir sie doch essen. Da wir genau DAS aber bei den Kindern kontrollieren, kommt es zu Wutanfällen und das Thema wird noch präsenter. Wir landen in einem Teufelskreis.
Es gibt Tage, da möchte meine Tochter einfach lieber mal 4 Schokokekse essen anstatt den Teller mit Kohlrabi, Erbsen oder Bohnen. Und das ist ok.
Ebenso gibt es Tage, da möchte sie wieder 5 Schokokekse und ich sage „Nein, beim Mittagesssen morgen sind sie wieder dabei“ . Und das ist ebenfalls ok.
Bis wir an diese Punkt waren (sie ist erst 3!! ) hat es schon ordentlich Gedankenspiel bei mir benötigt. Es war ebenso für mich eine absolute Umstellung ins Positive. Denn man muss immer bedenken – wir Eltern sind die Vorbilder, an denen sich unsere Kinder orientieren. Nicht das was wir sagen, sondern das was wir tun. Und wenn wir sagen Nein, doch selber immer wieder Naschen, dann kannst du dir denken – das ist verwirrend für unsere Kinder.Manchmal liegt sogar schon dort der Punkt der Ärger auslöst. Verständlicher Weise ist es für uns Eltern dann noch schwieriger aus dieser Situation heraus zu kommen, denn dafür müssen wir als Gewohnheitstiere selber erst etwas ändern. Veränderung bedeutet immer Arbeit, eventuell auch Stress, der dann noch zur Situation belastend dazu kommt.
Am Wichtigsten ist also erst einmal – Ruhe bewahren und einen Schritt nach dem anderen gehen 🙂
Ab wann darf mein Kind Süßigkeiten?
Pauschal gibt es dazu keine Antwort. Für Babys sind die ersten Obstsorten schon eine wahre Süßigkeit. Oftmals werden auch schon früh Fruchtriegel oder Fruchtsnacks aus Quetschbehältern angeboten. Diese sind durchaus als Süßigkeit zu betrachten durch den konzentrierten Fruchtzucker und wenigen Nährstoffen.Auch Trockenfrüchte gelten im ersten Jahr als Süßigkeit für die Geschmacksnerven der Kleinen. Überlege dir also für dich selber, womit du dich wohl fühlst. Die negativen Eigenschaften wie zum Beispiel die erhöhte Kariesgefahr für die allerersten Zähne oder anderes sind natürlich gegeben.
Mein Kind will nur Süßes essen und nichts anderes mehr. Deshalb gibt es immer wieder Streit und Wutanfälle.
Vorweg – vielen Familien geht es so. Man kennt das in unserer Gesellschaft „normale“ Bild eines auf dem Boden liegenden Kindes im Supermarkt an der Kasse. Es schreit, weint und tobt, weil es an der Kasse keine Schokolade haben darf. Eigentlich sollte uns die Normalität dieses Bildes schon zu denken geben. Nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht, auch aus psychologischer Sicht und bindungsorientierter Sichtweise…
Kinder brauchen Grenzen. Und damit meine ich nicht unnötige Grenzen wie “ du darfst nur 2 Bilder anstatt 3 malen“ oder irgendwas… Sondern Grenzen für ihre Sicherheit körperlich und psychisch. Ich lasse eine Tochter gerne toben, auch wenn es in mir auch mal brodelt, weil etwas im Spiel zu Bruch geht. Aber ich lasse sie nicht über die Straße rennen oder das Auto fahren, weil sie es gerade möchte. Wir als Eltern haben diese verantwortungsvolle Aufgabe. Auch beim Essen ist dies so. Was auf den Tisch kommt, das entscheide ich. Was und wieviel das Kind isst, entscheidet das Kind.
Gerne frage ich auch mal nach Essenswünschen für den Wochenplan. Denn jeder bekommt hier einen Wunsch pro Woche erfüllt. So bleibt das Klima am Esstisch immer in einer gesunden Waage.
Nun, was ist nun, wenn das eigene Kind nichts anrührt und nur Süßes isst? Dies ist eine schwierige und nicht pauschal zu beantwortende Frage. Denn man sollte erst einmal ganzheitlich auf die Essgewohnheiten von Kind und Eltern schauen.
Ich nenne dir gerne eines unserer Beispiele wie es heute läuft:
Wir sind gerade in der Vorweihnachtszeit und backen auch hier gerne und viel. Minimaus hat einen Teller voll Brokkoli, Nudeln, Soße, Rohkost und einem selbstgebackenem Keks. Sie isst den Keks und fragt nach einem Weiteren. Den bekommt sie. Jetzt möchte sie noch einen und ich antworte ihr, dass es beim Abendessen noch einen weiteren Keks geben wird. Dies ist für sie ok und sie möchte nichts weitere essen. Bei der nächsten Snack-Mahlzeit langt sie aber ganz deutlich zu beim Brokkoli, Rohkost, Brot und Dips. Abends bekommt sie zum Abendbrot noch einen Rest Mittagessen (z.B. als Nudelsalat mit Gemüse), Joghurt und einen Keks. Wieder isst sie den Keks, fragt nicht weiter nach und futtert den restlichen Teller leer.
Du siehst, auch hier wird ab und zu Zucker gegessen, nicht verteufelt und ohne Wutanfälle geregelt. Hilfreich ist eine gesunde zeitliche Routine der Mahlzeiten, Lebensmittel die von den Kindern nicht als neu oder befremdlich eingestuft werden und auch eine Herangehensweise ohne Druck, Stress oder Verteufelungen.
Und warum wirkt jetzt der Nikolausstiefel so anziehend auf uns / die Kinder?
Wenn wir den gesellschaftlichen Stand von Zucker betrachten, dann sehen wir sofort die Belohnung. Nach dem Essen ein Dessert, die Pralinen in der Badewannen zum Entspannen, die teure, feine Schokolade oder die Geburtstagstorte zum Geburtstag. An Nikolaus heißt es „nur die lieben Kinder bekommen etwas Süßes, die bösen Kinder bekommen nichts / Stöcke“. Dieses Ritual ist schon sehr eingestaubt und auf die autoritäre und oftmals druckausübende Erziehung zurückzuführen. Man gibt die Verantwortung über die Bindung und das „hören des Kindes“ an eine imaginäre Figur ab und ist selber beim Bestrafen aus dem Schneider. Einfach, aber irgendwann nicht mehr wirkungsvoll. (Hier gibt es übrigens immer etwas Kleines vom Nikolaus oder Weihnachtsmann, ohne Bedingung).
Nochmal zurück zum Punkt der Belohnung. Wir stellen Süßigkeiten gerne auf ein Podest, betrachten es als etwas Besonderes, das wir uns verdienen müssen und schätzen es teils mehr als anderes, wenn wir Süßes geschenkt bekommen oder es uns selbst gönnen. Doch eigentlich steckt nur die gesellschaftliche Ansicht dahinter. Und genau das, was uns oft die Probleme am Familientisch im Punkto Zucker macht. Wenn wir es als etwas „normales“ betrachten und es vom Podest herabsenken, dann verliert es den Reiz. Oder freust du dich so besonders darauf, wenn der Nikolaus dir jedes Jahr Mehl bringt? Nein, natürlich nicht. Denn es ist in unserer heutigen Zeit nichts Besonderes.
Schlagen wir genau die andere Richtung ein und Verteufeln es, dann ist es ebenfalls etwas Besonderes. Etwas, was wir uns heimlich gönnen, etwas Verbotenes, etwas womit wir den Regeln trotzen können. Es hat also wieder einen anziehenden Effekt auf uns.
Die Psychologischen Hitnergründe wie eine Familientradition bringen auch vieles nochmal mit ins Spiel. Wenn du so wie ich auch die schönen Kindheitserinnerungen im Hinterkopf hast, bei denen du am Nikolaustag morgens die Tür aufgemacht hast, den mit Schokolade gefüllten Stiefel gefunden hast und erstmal naschen durftest, dann hat es dich wie mich geprägt. Das Gehirn hat eine Verknüpfung von „Schokolade – Familie – gute Gefühle – Sicherheit – etc“ hergestellt und gespeichert. Im Kindesalter haben wir für solche Dinge noch besonders viel Speicherplatz im Unterbewusstsein. Solche Dinge können wir gezielt beeinflussen bei unseren Kindern. Wie wäre es mit einer Tradition wie Nüssen im Stiefel, diese gemeinsam bei einem Tee/Kakao vor dem Kamin knacken und daraus gemeinsam leckere zuckerfreie Kekse backen? Oder auch einfach diese Nüsse gemeinsam bei einem schönen Weihnachtsfilm oder Weihnachtsmusik zu schälen und mit den Schalen zu basteln? Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, die Anziehungskraft von Zucker schon im Kindesalter zu mindern.
Was machst du an Nikolaus für deine Kinder? Welche Tradition feiert ihr? Zuckerfrei oder mit Zucker?
Ich freue mich über dein Feedback!
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