Wenn der Mann heimkommt….

Wahrscheinlich hast du es schon über meine Social Media Kanäle mitbekommen – unsere zweite Tochter ist geboren. Und auf mehrfachen Wunsch folgt hier nun mein positiver Geburtsbericht.

Es ist Montag morgen, 6.10 Uhr. Ich kugel mich mit meinem Babybauch aus dem Bett, weil ich meiner Tochter zur Toilette helfe. Die üblichen Rückenschmerzen und Übelkeit begleiten mich. Alles ist ruhig. Ich nutze die Möglichkeit direkt ebenfalls für die Toilette. Wer schon einmal schwanger war, der weiß, dass gegen Ende der Schwangerschaft die Blase gefühlt so groß wie eine Erbse ist und man immer froh ist über eine Toilette ;). Wir legen uns wieder ins Bett und schlafen nochmal ein.

Um kurz nach 7 morgens kommt nun auch der Mann von der Nachtschicht nach Hause. Ich werde wach vom Geräusch der Tür und dem freudigen Springen unseres Hundes. Ein paar Minuten später merke ich leichte Bauchschmerzen. Ich bleibe noch ein paar Minuten liegen, aber die Schmerzen  sind langsam unangenehm. Ich watschel zur Toilette und bemerke – Blut. Richtig viel Blut. Es überfällt mich leichte Panik. Gedanken wie „oh Gott ist alles in Ordnung? “ überfallen mich, obwohl ich genau weiß, dass dies einfach ein Anzeichen für die Öffnung des Muttermundes ist.  Ich hole meine Tochter aus dem Bett, wir gehen nach unten und ich mache ihr eine warme Hafermilch.

Und schon wieder bemerke ich das stechende Ziehen im gesamten Unterleib. So regelmäßig ist mir dann klar – ok, es geht tatsächlich los. Es sind Wehen. Jetzt. Nach all dem ärztlichen Hin und Her ( Baby zu klein, zu leicht, Einleitung, keine Einleitung) geht es nun auf natürlichem Wege los. Bei 38+6.

Mein Mann ist von der Nachricht erstmal nicht begeistert. Nach 12 Stunden Nachtschicht ist er einfach nicht mehr voller Energie. Ich wasche meine Tochter und mich, wir ziehen uns an und machen uns fertig. Währenddessen immer wieder ein Ziehen im Bauch. Starke Periodenschmerzen würde ich es nennen.

Die Tasche, das Kind, der Hund und die Liste…

Da wir aufgrund der Umstände in einem etwas weiter entfernten Krankenhaus zur Geburt angemeldet sind, ist uns klar, dass wir direkt los fahren müssen. Die Hebammen rieten mir los zufahren, wenn die Wehen alle 10-15 Minuten kommen. Nun waren sie direkt von Anfang an alle 3 Minuten da.

Während ich also mich noch fertig mache, packt der Mann alles wichtige in den Koffer, was wir auf unserer Geburtsliste haben. Da wären zum Beispiel das Handyladekabel und Handy, Zahnbürste, Bürste… FFP2-Maske…

Wir verfrachten alle inklusive Hund ins Auto und fahren erst einmal zum Opa, um Kind und Hund dort zur Betreuung zu geben. Denn in Corona-Zeiten darf unsere Tochter leider nicht mit ins Krankenhaus.

Kaum ist mein Mann mit den beiden kurz beim Opa, rufe ich erstmal im Kreissal an und gebe Bescheid, dass wir auf dem Weg sind. Die Wehen werden langsam richtig schmerzhaft und die Abstände kürzer. Mittlerweile ist es 8.30 Uhr und die Abstände sind bei 2 Minuten. Ich atme immer wieder ganz ruhig in der Hypnobirthing-Technik. Nach 45 Minuten kommen wir im Krankenhaus an. Wir finden direkt vor dem Haupteingang einen Parkplatz. Obwohl der Weg bis zum Eingang gerade mal 200 m beträgt, müssen wir 5 mal Pause machen, damit ich die Wehen veratmen kann. Der Abstand beträgt nur noch 1,5 Minuten. Babymaus trampelt während den Wehen noch fröhlich mit, was es nicht weniger schmerzhaft macht.

Kaum angekommen sind wir fast am Ende…

Im Kreissal angekommen werden wir zur Anmeldung geschickt. Diese schicken uns direkt wieder zurück, da ich kaum noch laufen kann.

Die Hebamme nimmt uns in Empfang und ich sage ihr, dass ich gerne in die Wanne möchte. Sie möchte zuerst ein CTG schreiben und einen Ultraschall machen. Es kommt noch eine Ärztin dazu und wir bekommen zuerst einen Corona-Test und dann der Ultraschall. Dieser gestaltet sich schon sehr schwierig aufgrund der Wehen. Aber die Ärztin gibt ihr Bestes und schaut blitzschnell nach dem Herzchen. Im Anschluss also ans CTG. Für mich ist es unglaublich unangenehm, denn ich muss liegen, auf der Seite. Ich würde mich am liebsten Bewegen, hinknien oder irgendwie anders positionieren. Sie schaut noch nach dem Muttermund – 3 cm.

Ok, das wird ein langer Tag, denke ich. Sie lässt uns erstmal allein und will in 40 Minuten nochmal nach uns schauen.

Während das CTG schreibt, habe ich bei jeder Wehe das Gefühl, es jetzt schon nicht mehr zu schaffen. Dabei wollte ich doch gar keine PDA oder ähnliches… Aber nach knapp 20 Minuten halte ich es kaum noch aus. Ich will mich bewegen. Und eine PDA. Alles atmen bringt nichts. Mir wird übel und schwarz vor Augen. Mein Mann holt die Hebamme zurück. Und direkt den Anästhesisten . Es wird im Eiltempo alles vorbereitet. Doch wir müssen mehrfach stoppen wegen der Wehen. Beim Sitzen habe ich das Gefühl, dass meine Blase zerreißt.

Als die PDA dann endlich gelegt ist, habe ich schon Presswehen. Die Betäubung kann gar nicht mehr wirken. Ich spüre schon den Kopf durch das Becken drücken und drehen. Ich lege mich und drücke mit. Die Ärztin ist mittlerweile auch wieder dabei und hilft mir ein wenig mit Druck auf den Bauch. Nach 3 Presswehen ist sie da. Unsere Tochter.

Die Ärztin gibt mir noch ein paar örtliche Betäubungen um die ganz leichten Geburstverletzungen zu nähen, denn die PDA wirkt immer noch nicht.

Unsere Maus wird kurz gewogen, vermessen und mir direkt wieder auf die Brust gelegt. Mir geht es super, wie ausgewechselt. Und meine Tochter trinkt sofort an der Brust. Sie darf, bis auf die Windel, nackt auf mir liegen bleiben. Den ganzen Tag.

Mein Mann darf noch eine Stunde mit mir im Kreissal bleiben, dann muss er leider heim. Durch Corona darf er nur für 1 Stunde pro Tag zu Besuch kommen.

Wir werden auf unser Zimmer gefahren und genießen die magische erste Zeit.

Wir haben uns ein sogenanntes „babyfreundliches“ Krankenhaus ausgesucht. Deshalb wurde sehr viel Wert auf ein gutes Bonding und einen guten Stillstart gelegt.  Täglich wurden wir mehrfach gefragt, ob wir Hilfe benötigen, ob alles ok ist… und es wurde immer wieder geschaut, ob das Stillen gut klappt. Wir bekamen Stillöl, heiße und kalte Umschläge für die Brust und Stilltee.

Da ich auf die Hausgeburt verzichten musste, war dies eine wirklich angenehme Erfahrung trotz Krankenhaus und Corona. Wenn du also selber ins Krankenhaus gehen willst/musst zur Geburt, dann empfehle ich dir auf diese Auszeichnung zu achten.

Übrigens – die Klinik Saarbrücken Winterberg hat sogar eine gute vegane Verpflegung 😉 .