Beikost – was ist das eigentlich?

Nach rund 180 Tagen starten viele Eltern mit der Beikost beim Baby. Mit Beikost ist das Essen neben der Muttermilch oder der Pre-Milch gemeint. Ab diesem Zeitpunkt wird das Baby nicht mehr „vollgestillt“. Trotzdem sollte Milch, egal ob Muttermilch oder Pre, im ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle sein. Es gibt verschiedene Wege die Beikost einzuführen. Darunter Breikost, Baby-Led-Weaning (BLW) oder eine Mischung aus Beidem. Was Eltern wählen liegt an den persönlichen Vorlieben. Natürlich spielt auch die Entwicklung des Kindes dabei eine große Rolle. Hat das Kind besondere Einschränkungen wie orale Restriktionen oder angeborene Behinderungen? Hat es vielleicht besondere Bedürfnisse auf psychischer Ebene? Liegen Allergien vor? Wir schauen uns die zwei Wege einmal an.

Was brauchen wir zum Beikoststart?

Theoretisch brauchen wir nicht viel für den Beikoststart. Doch ein paar Utensilien sind nützlich und hilfreich.

Für alle Wege benötigen wir am besten Lätzchen oder Ärmellätzchen, um die Kleidung zu schützen.Für den sicheren Sitz ist ein Babyhochstuhl nützlich. Am Anfang funktioniert aber auch Mamas/Papas Schoß noch sehr gut.

Für Brei, Suppe oder z.B. Joghurt sind Breilöffel aus Holz,Bambus oder Plastik sinnvoll. Metall sollte am Anfang eher vermieden werden, da es Verletzungen verursachen kann. Eine Gabel hingegen ist am Anfang nicht notwendig. Sie kann zu einem späteren Zeitpunkt in die Tischroutine eingeführt werden.

Ein Schnapsglas oder kleiner Becher für Wasser – natürlich nur minimal befüllt um große Überschwemmungen zu verhindern.

Ein Betttuch oder große Unterlage für den Boden unter dem Hochstuhl ( gegen umherfliegenden Reis etc.)

Teller oder Schüsselchen, die nicht kaputt gehen können wie Melamin, Bambus oder anderes Holz sind die gesamte Kleinkindzeit nützlich. Du kannst aber auch für Brei normale Schüsseln und für BLW-Food einfach den Tisch des Hochstuhls nutzen.

Vorher aber noch ein wichtiges Thema : Die Reifezeichen

Die sogenannte Beikostreife soll ein Anhaltspunkt sein für Eltern, wann der Körper und Entwicklungsstand ihres Babys bereit ist für Beikost. Dafür gibt es bestimmte Reifezeichen. Wenn bestimmte körperliche Meilensteine erreicht sind in der Entwicklung, sind meist andere Organe auch soweit ausgereift, dass sie andere Nahrung als Muttermilch/Pre-Milch verarbeiten können. Die Zeichen sind:

  • Das Baby sollte sich vom Bauch auf den Rücken und zurück rollen können.

  • Das Baby sollte mit etwas Unterstützung selbstständig im Stuhl oder auf dem Schoß sitzen können, ohne nach rechts/links zu kippen (Rumpfstabilität)

  • Der Kopf sollte selbstständig und stabil gehalten und gedreht werden können

  • Gegenstände/Essen wird zielgerichtet zum Mund geführt

  • Der Zungenstreckreflex, durch den das Baby in den ersten Monaten Gegenstände automatisch wieder aus dem Mund heraus schiebt ist nicht mehr vorhanden.

  • Optional: Das Baby kaut auch ohne Nahrung im Mund und stiehlt mit den Augen das Essen vom Teller.

Sind diese Reifezeichen erfüllt, dann kann das Beikost-Abenteuer für euch beginnen!

Der Brei zum Beikoststart

Jeder kennt wohl das Gläschen Babybrei und fast jeder hat es schon einmal probiert. Babybrei ist wohl die bekannteste Form von Beikost.

Wer mit Brei startet wird meistens von den großen Firmen und Medien dazu verleitet schon ab dem 4. Monat zu füttern. Doch auch hier sollte man die Darmreifezeit von mindestens 180 Lebenstagen abwarten und die oben genannten Reifezeichen beachten. Gerade der Zungenstreckreflex zeigt an, dass der Darm noch nicht bereit ist für Nahrung, auch nicht für pürierte Nahrung.

Lange Zeit waren sogenannte Breifahrpläne angesagt und wurden durch Hebammen und Ärzte empfohlen. Diese beschreiben, welcher Brei wann gegeben wird. Beispiel: Tag 1,2,3 Mittags Gemüsebrei, Tag 4,5,6 Mittags Gemüsebrei und Abends Obstbrei. Diese Pläne sind mittlerweile überholt. Trotzdem liegen heute noch bei Kinderärzten diverse Flyer zum Thema Beikost aus, die von den großen Firmen wie H… oder Be… gesponsort und gedruckt sind. Diese schreiben einen vorgefertigten Plan für Babys aus, welche selbstverständlich ihre Produkte beinhalten. Lass dich davon nicht beirren und höre immer auf dein Bauchgefühl! Zusätzliche Informationen aus neutralen Quellen sind immer eine gute Anlaufstelle 🙂 .

Wie starten wir denn nun mit Brei? Eigentlich ganz easy. Zwei Möglichkeiten

1. Du kaufst fertige Babybrei-Kost, erwärmst sie vorsichtig auf Körpertemperatur, setzt dein Kind in den Hochstuhl oder auf deinen Schoß mit den benötigten Utensilien (Lätzchen, Schüssel etc.) und bringst einen Löffel voll Brei zum Mund deines Kindes. Solange und soviel wie es mag, kann es nun probieren.

2. Du kochst selbst. Du wählst Gemüse aus (z.B. Möhre), garst sie schonend (Dampfgarer z.B.), pürierst es und lässt es auf Körpertemperatur abkühlen. Der Rest ist natürlich das Gleiche wie bei Punkt 1.

Du solltest dabei immer auf dein Kind und seine Bedürfnisse achten. Ist es Interessiert an dem Löffel? Macht es den Mund freiwillig auf? Dreht es vielleicht den Kopf weg? Schluckt es den Brei herunter oder spuckt es wieder aus? Anfangs sind es vielleicht ein paar Löffel. Dies steigert sich meistens recht schnell. Du solltest aber ein ruhiges Tempo beim Füttern annehmen und nicht zu hastig werden. Dies würde ein falsches Signal vermitteln und kann das Hungergefühl schnell verdrängen.

 

Die Baby-Led-Weaning Methode zum Beikoststart

Hast du schon einmal was von dieser Methode gehört? Abgekürzt heißt es BLW. Wenn du schon einiges auf meinem Blog gelesen hast, dann wird dir die Abkürzung des öfteren aufgefallen sein. Viele Rezepte auf meinem Blog sind auch für diese Methode geeignet.

Was bedeutet das nun? Bei dieser Beikost bekommt dein Kind Fingerfood und isst direkt „vom Tisch“ mit. Auch breiige Konsistenzen wie Oatmeal, Suppe, Grießbrei zählen selbstverständlich dazu. Auch hier empfiehlt sich beim Start mit sanft gegartem Gemüse anzufangen. Zumindest die ersten Tage ist dies für dein Kind wahrscheinlich angenehmer als direkt ein stark gewürztes Curry zu essen 😉 .

Die wichtigsten Punkte hierbei sind:

 

1. Das Gemüse/Obst muss zwischen Daumen und Zeigefinger zerdrückbar sein, dann hat es die richtige Konsistenz bzw den richtigen Garpunkt. Denn dann kann dein Baby die Nahrungsmittel mit den Kauleisten zerdrücken und schlucken.

2. Du solltest dir die BLW-Grundlagen aneignen ( Bsp. welche Lebensmittel , Welche Größe, Roh/Gegart etc) .

3. BLW bedeutet – Schweinerei. Sei dir dessen bewusst.

 

Auch hier sollte natürlich auf das Kind geachtet werden. Wann ist es fit genug, dreht es den Kopf weg, wie ist die Kaufunktion. Wenn du es bisher nicht gemacht hast, empfiehlt sich ein Erste-Hilfe-Kurs fürs Baby/Kind. Bei ersten Essversuchen oder auch beim Entdecken in der Wohnung kann schnell mal was versehentlich in den Hals gelangen und zum Ersticken führen. In solchen Kursen lernst du, wie du eingreifen kannst. Deshalb ist es auch wichtig auf die Größe, Weichheit und Form der Nahrungsmittel zu achten.

 

Achtung: Für alle Wege gilt – Kein Salz im ersten Jahr, kein Ahornsirup ( oder Honig, aber das ist bei veganen Kids nicht der Fall) und keine rohen Sprossen! Letzteres können mit Bakterien kontaminiert sein die Botulinumtoxine im Körper produzieren. Dieses kann zu Nervenschädigungen und Atemlähmungen sowie weiteren schweren Krankheitsverläufen führen!

Was, wenn es nicht klappt?

Dein Kind mag mit 7, 8 oder 9 Monaten noch nicht wirklich essen? Dies muss ken Grund zur Sorge sein. Es gibt Kinder, die einfach etwas länger brauchen um feste Nahrungsmittel genießen und erforschen zu können. Auch Allergien können eine unterbewusste Abgneigung gegen die erste Nahrung (abgesehen von Muttermilch/Pre) auslösen.

Wichtig ist es, dass Schluckbeschwerden, orale Restriktionen oder andere körperliche Beschwerden ausgeschlossen sind. Sollte ein Verdacht bestehen, wende dich an deinen Kinderarzt oder deine Stillberatung!

Oft ist die Rede von einem Eisenmangel, einer sogenannten Eisenanämie, die die Appetit verringert. Der Eisenspeicher von Säuglingen leert sich im ersten Lebensjahr sehr schnell. Eine Studie hat herausgefunden, dass Kinder, die vor dem 6. Lebensmonat schon mit Beikost angefangen haben, eher einen Eisenmangel bekommen, als Kinder, die über den 7. Lebensmonat hinaus hauptsächlich gestillt werden. Du musst dir also nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass dein Kind unbedingt essen MUSS.

Weitere Tips zum Start

Grundsätzlich ist es empfehlenswert mit milden und zarten Gemüse und Obstsorten anzufangen,um die empfindsamen Geschmacksnerven nicht sofort zu überreizen. Es eignen sich Gemüsesorten wie Karotte, Kartoffel, Süßkartoffel, Kürbis, Fenchel, Pastinake oder Kohlrabi. Obst wie Apfel, Birne oder Beeren.

 

Hülsenfrüchte wie Kidneybohnen, Erbsen und andere Bohnensorten eignen sich super nach den ersten Ess-Versuchen. Sie können durchaus zusammen mit Getreide, Gemüse, Fett und Obst das Fleisch ersetzen.

 

Allergene wie Soja oder Erdnuss sollten nicht zwangsläufig vermieden werden, denn das bringt keinerlei Vorteile. Sollte dein Kind allergiegefährdet sein, so lohnt es sich, die Beikosteinführung unter dem Schutz der Muttermilch zu starten. Kinder die schon eine allergische Reaktion auf ein Lebensmittel gezeigt haben, sollten neue Nahrungsmittel bestenfalls einzeln in den Speiseplan integriert werden, um weitere Reaktionen klar deuten zu können.

Gewürze sollten im ersten Jahr sparsam eingesetzt werden. Die Geschmacksknospen der Säuglinge sind noch sehr empfindlich und schnell überreizt. Aber auch dort höre auf dein Bauchgefühl. In anderen Ländern und Kontinenten wird von Anfang an recht stark gewürzt oder sogar scharf gewürzt. Achte aber darauf im ersten Lebensjahr KEIN Salz für das Baby zu verwenden. Nicht bei BLW und nicht bei Breikost.

 

Du hast noch Fragen zur Beikost? Vor allem zur veganen Beikost? Dann melde dich doch gerne bei mir HIER!

Ich wünsche dir viel Spaß beim Abenteuer Beikost!

 

 

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