Wer schon einmal von einer „Relaktation“ gehört hat, weiß, dass sich dahinter ein schwieriges und kompliziertes Verfahren verbirgt. Ich für meinen Teil hatte kurz nach der Geburt meiner Tochter noch nie davon gehört. Woher auch, sie ist mein erstes Kind. Doch schon bald kam ich in den Genuss, oder eher den Stress, das Prozedere zu durchlaufen.

Unsere Stillgeschichte startete schon sehr schwierig und wackelig. Meine Maus kam zu früh und dementsprechend zu klein auf die Welt. Die ersten Lebenstage verbrachte sie auf der Intensivstation. Kurz nach der Geburt wurde sie sofort dort hin verlegt. Das Krankenhaus wollte leider nicht, dass ich sie stille. Und so musste ich die erste Zeit abpumpen. Mit Geburtsverletzungen tigerte ich jede Stunde einmal quer durch die Station, pumpte Milch ab, brachte sie einen Stock tiefer zur Intensivstation, legte meine Maus trotzdem an die Brust an und trat dann meinen Rückweg ins Zimmer an. Man kann sich sicher vorstellen, dass das nach einer anstrengenden Geburt kein schönes Erlebnis war.

Mich packte der Babyblues mit beiden Händen. Ohne meine kleine Tochter ständig bei mir zu haben, hatte er noch mehr Überhand genommen. Zudem wurde ich nach 2 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen, obwohl meine Tochter noch auf der Intensivstation lag. Der leere Bauch und das leere Bettchen daheim waren absolut kein schöner Anblick für mich. Ich pumpte also fleißig weiter.

Nach einer Woche durfte sie dann endlich mit nach Hause. Ich hatte mir fest vorgenommen sie voll zu stillen und hatte nicht mal Flaschen oder PRE-Nahrung im Haus. Es klappte wunderbar. Sie dockte wunderbar an, trank, schlief ein. Doch sie nahm fast gar nicht mehr zu. In Absprache mit der Hebamme sollte ich zufüttern.

Ok dachte ich mir, eine Flasche nach dem Stillen. Also ging es im Rhythmus Stillen, Flasche, Abpumpen den ganzen Tag, 24h war irgendwas an meiner Brust… Zum Glück hatte ich mir die Medela Freestyle Pumpe zugelegt. Mit Akku, Doppelpumpset und einem Pump-BH konnte ich dann beim rumlaufen oder Pezziball wippen (zum Schlafen für die Maus) abpumpen.

Doch die Maus wollte nach dem Stillen keine Flasche. Sie wollte schlafen. Und nach 20 Minuten wieder an die Brust.

Und da fing das Chaos an. Sie fing an mit „Clustern“. Eine Art mehr Milch zu produzieren und Nähe. Mir wurde aber nahe gelegt, dies zu vermeiden und alle 2 Stunden zu stillen. Im Nachhinein ist das natürlich völliger Blödsinn. Nach Bedarf zu stillen ist das Beste und Natürlichste was man tun kann… aber ich lies mich darauf ein. Sie nahm weiterhin nicht zu.

Kurz darauf ließ ich sie dann sooft und lange an die Brust wie sie wollte. Das hatte zur Folge, dass sie eigentlich nur 1 Stunde pro Tag NICHT an meiner Brust hang. Sie war einfach zu schwach, um auf einmal genug zu trinken. Wenn man dann noch bedenkt, wie schnell Milch verdaut ist… naja, am Ende weiß man es immer besser. Meine Brustwarzen waren wund und nichts half mehr. Sie konnten sich ja auch gar nicht mehr erholen…

Alles führte dann dazu, dass ich ihr die abgepumpte Milch mit der Flasche gab, denn nur so nahm sie endlich zu. Nach 3 Wochen gab ich dann komplett auf. Ich konnte nicht mehr. Die hohe Belastung mit Pumpen, Flasche, Stillen und Gewicht machte mich völlig fertig. Das Wochenbett tat sein übriges dazu.

Sie bekam von da an Pre aus der Flasche.

Nach 4 Wochen jedoch war klar, dass sie eine starke Milcheiweißallergie hat. Also holten wir uns eine Stillberaterin, um eine Lösung zu finden.

Wir kamen zur gemeinsamen Lösung, dass wir eine Relaktation versuchen. Das heißt – die Milch bei mir nochmal in Gang bringen und nochmal versuchen zu stillen.

Gestartet haben wir mit einem Pump-Rhythmus alle 2 Stunden. Dazu versuchten wir die Pre Nahrung über das BES ( Brusternährungsset) zu füttern, damit die Maus beim Nuckeln die Milchproduktion anregt. Doch sie hatte solch eine Saugverwirrung, dass sie leider gar nicht mehr an die Brust kam. Also bliebt es beim Pumpen.

Nach 4 Wochen hatte sich merklich nur sehr wenig getan. 2-3 ml schaffte ich, mehr nicht… Wir entschieden uns unter ärztlicher Kontrolle mit Domperidon zu starten. Ein Medikament gegen Übelkeit, dass als Nebenwirkung die Milchproduktion bei Frauen anregt bzw. das Hormon Prolaktin.

Dies zeigte nach weiteren 2 Wochen endlich Wirkung. Beim Pumpen schaffte ich jetzt 50 ml.

Die Maus bekam also milchfreie Pre-Nahrung und meine Muttermilch untergemischt. Und es ging ihr merklich besser. Doch unser kompletter Alltag wurde vom Pumpen bestimmt. Während sie friedlich schlief, musste ich auch nachts alle 2 Stunden aufstehen und Pumpen.

Nach weiteren 4 Wochen hat sich die Milchmenge einfach nicht mehr gesteigert. Mein Körper war so gestresst, dass er einfach nicht mehr produzieren wollte.

Ich entschied mich dazu, nach mehreren Monaten des Pumpens, es endgültig aufzugeben. Die Maus hatte bis dato gut zugenommen, sie war richtig gewachsen und es stand bald schon die Beikosteinführung an. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge ging die Milchpumpe in den Keller und unser Tag war wieder frei für wunderschöne Mama-Tochter Momente.

Grundsätzlich hat es also funktioniert. Aber nur mit Hilfe von Medikamenten und sehr viel Zeitaufwand. Doch mir war es einfach sehr sehr wichtig, dass meine Tochter die für Sie so wichtige Milch bekommt. Egal, ob es nur ein paar Milliliter sind, denn Muttermilch ist das nun mal das Beste für einen Säugling.

Die besten Hilfsmittel für mich:

  • Brustwärmepads beim Pumpen
  • Bockshornklee Kapseln hochdosiert
  • Immer wieder mit der Hand die Milch „pumpen“
  • Brustmassage unter der warmen Dusche
  • Regelmäßig Pumpen
  • und letztendlich auch das Medikament Domperidon

Hast du selbst Erfahrungen mit einer Relaktation gemacht? Wie ist es bei dir gelaufen? Oder stehst du noch vor der Entscheidung es zu wagen?

Ich kann nur jeder Mama empfehlen – Macht es! Gebt nicht auf, auch wenn es dauert und Zeit kostet. Macht es für eure Babys!